Wegen der Sperrung der A544 ist auf vielen Straßen insbesondere im Aachener Norden ein erheblich stärkeres Verkehrsaufkommen zu erwarten. Dies ist natürlich eine große Belastung für Pendler und Anwohner. In diesem Zusammenhang kommt nach unserer Auffassung ein Aspekt viel zu kurz: Die Situation bietet auch die Chance, die Verkehrswende während der Baumaßnahme und danach zu fördern. Das heißt, es muss alles getan werden, die alternativen klimafreundlichen Verkehrsmittel im Raum zu stärken und sie nicht in der Brückenbauphase weiter zu schwächen.
Konkret bedeutet das:
Neben einem 2,50 m breiten Holztunnel für den Fußverkehr (mit Hunden) auf der Haarbachtalstraße zwischen Haaren und Nirm unterhalb der Autobahnbrücke braucht es einen zweiten ebenso breiten Holztunnel für den Zweirichtungsradverkehr. 2,50 m entsprechen übrigens über weite Strecken der derzeitigen Breite der Vennbahntrasse . In einem zweiten Holztunnel müssen Radfahrende dann nicht bis zu zwei Jahre lang täglich ihre Räder über 80 m Strecke schieben. So würden die regelmäßigen Konflikte zwischen Radverkehr und Hunden verhindert. Herr Mpasios von der Autobahn GmbH hatte einen zweiten Tunnel mit dem Hinweis abgelehnt, dieser würde zu viel Platz brauchen. Zwei Tunnel nebeneinander brauchen 5 m Breite. Mit der hier geplanten RVR wird eine größere Breite beansprucht. Man würde hier höchstens zeitlich etwas vorgreifen. Angesichts der Flächeninanspruchnahme, die jetzt schon im Rahmen der Baufeldfreimachung für die Brückenerneuerung geschehen ist, ist der Platz für den zweiten Tunnel marginal. Ebenso sieht es bei den Kosten aus.
Die Haarbachtalstraße geht Richtung Eilendorf in den Nirmer Weg über. Dieser wird nie geräumt und nicht gesäubert, obwohl er die zentrale Fuß- und Radverkehrsverbindung zwischen Haaren und Eilendorf darstellt. Diese Verbindung muss durch komfortable Befahrbarkeit ohne Schlammablagerungen, Stallmistreste und Schneematsch sowie Eisplatten u.ä. deutlich gestärkt werden. Ein Säuberungsversuch von gefrorenem Schlamm (erodierter Oberboden von den auf der Kuppe und am Hang liegenden Äckern) vor einigen Wochen war natürlich erfolglos.
Radfahrende werden durch den zusätzlichen Verkehr auf der Alt-Haarener-Straße noch mehr als bisher gefährdet durch zu eng überholende und noch stärker genervte Autofahrer. Zwar ist städtischerseits bereits beschlossen, eine Brücke vom Feuerwehrpark über die Wurm und eine für Radfahrende freie Anbindung bis zur Ecke Wurmbenden zu schaffen. Warum trotz allseitiger Zustimmung die
Baumaßnahme erst im Herbst 23 ausgeschrieben werden soll, ist vor diesem Hintergrund unverständlich. Die Ausschreibung müsste sofort geschehen, damit im Sommer gebaut werden kann und der Radverkehr aus dem Haarener Nordwesten diese ungefährliche Verbindung nutzen kann. Zudem dürfte jeder Autofahrende auf der Alt-Haarener-Straße froh sein, wenn er weniger oder keine Radfahrenden auf der Alt-Haarener-Straße vor sich hat, die er wegen der Enge nicht überholen kann bzw. darf.
Eine weitere Alternative zum Auto ist natürlich die Bahn. Einstiegpunkt für die Haarener Bürgerinnen und Bürger ist hauptsächlich der Bahnhof Rothe Erde. Die Anfahrt kann gut mit Bus oder Rad geschehen, leider fehlt aber dort eine sichere Abstellmöglichkeit für Räder. Wenn man diese jetzt schnell einrichtet, erhöht das auch die Attraktivität der Rad-Bahn-Kombination.
Fazit: In der schwierigen Brückenbauphase sollte man jede Chance nutzen, den Autoverkehr durch Stärkung der Alternativen zu verringern. Die Radverbindung durch den Haarener Feuerwehrpark (in Richtung Innenstadt) muss sehr dringend hergestellt werden, die Fahrradstrecke nach Eilendorf muss dringend attraktiver werden und der Bahnhof Rothe Erde muss ein sicherer Ort sein, um vom Rad auf die Bahn umzusteigen. Ziel muss doch sein, möglichst viele Haarener vom Auto aufs Fahrrad zu bringen. Jeder, der dann den Berliner Ring oder die Alt-Haarener-Straße nicht mehr mit dem Pkw benutzen muss, ist eine Entlastung für die Strecken. Und wer einmal gemerkt hat, wie gut die Fahrradalternative funktioniert, steigt vielleicht nach Beendigung der Großbaustelle nicht mehr so leichtfertig auf den Pkw um.