Fahrrad mit Helm und Jacke neben Picknickdecke auf Wiese im Park

Fahrradfreundliches Haaren e.V.

Aachener Bürgerinitiative für einen sicheren und komfortablen Radverkehr in Haaren und Verlautenheide

Der Kreisverkehr „Auf der Hüls“ – Es bleibt gefährlich


Am Kreisverkehr „Auf der Hüls“ hat sich im Jahr 2019 ein tödlicher Unfall mit einer
Radfahrerin und einem Lkw ereignet. Im Bericht der Unfallkommission heißt es dazu:

Entsprechend dem Verkehrsgutachten hat die Radfahrerin die Vorfahrt eines Lkw missachtet, der Lkw-Fahrer hat beim Bremsmanöver das Bremspedal mit dem Gaspedal verwechselt.

Die Kommission kommt zu dem Schluss:

Um weitere Konflikte zwischen Radfahrern und dem Pkw-Verkehr zu vermeiden, soll der Radverkehr an allen zuführenden Verkehrsarmen untergeordnet werden. Auf den freigegebenen Gehwegen mit Furtmarkierungen ist das kleine Verkehrszeichen 205 aufzustellen. Vorsorglich ist die Breite der Kreisfahrbahn zu überprüfen. Ggfs. kann der Anschlag des Innenkreises durch Umbau verbessert werden.

Das angesprochene Verkehrsgutachten ist nicht öffentlich, wir kennen es leider nicht. Aber auch ohne Kenntnis des genauen Unfallablaufs ist klar erkennbar:

  1. Der Kreisverkehr hatte schon vor dem Unfall allein durch seine bauliche Anlage und durch die Verkehrsführung ein großes Gefahrenpotential, besonders für Radfahrende.
  2. Die jetzt von der Unfallkommission beschlossenen Maßnahmen ändern an dieser grundsätzlichen Gefahrenlage wenig, sie ignorieren Fehler und Schwächen des Kreisverkehrs, so dass die Lage für Radfahrende sehr gefährlich bleibt.

Zu 1.:

Der Kreisverkehr hat die folgenden Maße:
Innenradius: 4,95m
Innenring: 2,37 m
Außenradius: 12,82 m
Fahrbahnbreite: 5,50 m

Damit verstößt er mehrfach gegen die „Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen“ (RASt06).

  1. Mit einem Außendurchmesser von 25,64 m ist der Kreisverkehr kein „Mini-Kreisverkehr“ (maximal 22m) und gerade an der Grenze zum „Kleinen Kreisverkehr“ (ab 26 m). Für diesen wird ein Kreisring von 9,00 m vorgeschrieben, hier sind es nur 7,87 m.
  2. Der Kreisring soll laut RASt in die Kreisfahrbahn und einen Innenring im Verhältnis von etwa 3:1 gegliedert werden. Dies sei „insbesondere wegen der Sicherheit der Radfahrer erforderlich.“ (RASt). Hier beträgt das Verhältnis statt 3 nur 2,3.
  3. Das fehlende Bord am Innenring und eine zu geringe Ablenkung führen dazu, dass der Kreisverkehr mit zu hoher Geschwindigkeit durchfahren werden kann.

Für Radfahrende geht die Zufahrt über „Auf der Hüls“ von Süden und Norden über die Fahrbahn ohne Radverkehrsanlage. Die Zufahrt über die Charlottenburger Allee kann ebenfalls über die Fahrbahn erfolgen oder über einen abgesetzten Gehweg/Radfahrer, der allerdings auf der Westseite in einem unzumutbaren Zustand ist. Radfahrende können also sowohl auf der Fahrbahn als auch auf den Fußgängerfurten durch den Kreis fahren. Das führt zu Verunsicherung der Radfahrenden selbst und vor allem zu Unsicherheit bei den anderen Verkehrsteilnehmenden. Fährt ein Rad innerhalb des Kreises, hat es Vorfahrt, fährt es 2 m vor dem Kreis über die Furt, hat es keine Vorfahrt. Konkret stellt sich die Situation für Radfahrende je nach Fahrtrichtung sehr unterschiedlich dar:

Kommt man aus Haaren und will nach rechts oder geradeaus fahren, dann bleibt man auf der Fahrbahn. Kurz vor dem Kreis kommt es an der Einengung der Fahrbahn dann zu kritischen Situationen, da Autofahrer sich schon gedanklich auf der Autobahn befinden. Der Mindestabstand beim Überholen von Fahrrädern kann baulich bedingt nicht eingehalten werden. Folglich wird ohne Abstand überholt…

Kommt man als Radler von der Hüls in Richtung Haaren auf den Kreisverkehr zu, dann hat man durch das Gefälle eine erhebliche Geschwindigkeit. Auch hier werden Radler*innen nicht auf den Fußweg wechseln, sondern auf der Fahrbahn in den Kreisverkehr fahren, wo sie dann auch Vorfahrt vor dem einfahrenden Lkw-Verkehr von Osten haben.

Kommt man über die Charlottenburger Allee aus der Stadt oder aus dem Industriegebiet und fährt auf dem für Radler freigegebenen Gehweg, dann stößt man auf den Kreisverkehr, ohne dass es eine erkennbare Weiterführung des Wegs gibt. Benutzt man alternativ die Fahrbahn, dann findet man sich auf einer vierspurigen Straße, auf der i.A. keine Verkehrsteilnehmer mit Fahrrad erwartet werden.

Die Situation vor dem Unfall war also gekennzeichnet durch eine unzureichende
Beruhigung des Autoverkehrs und eine unklare Führung des Radverkehrs.


Zu 2.:

Die Maßnahmen der Unfallkommission (Unterordnung des Radverkehrs) ändern nichts an den problematischen Proportionen des Kreisverkehrs.
Außerdem bewegen sich die Radfahrenden in den meisten Fällen wie andere
Verkehrsteilnehmer durch den Kreis, sie sind dann nicht „untergeordnet“, fahren aber zusammen mit Schwerlastkraftwagen und Bussen durch den zu engen Kreis.

Die Ausführungen der Unfallkommission „Um weitere Konflikte zwischen Radfahrern und dem Pkw-Verkehr zu vermeiden, …“ zeugen von einer Unkenntnis der Bedürfnisse von Radfahrenden, die möglicherweise dadurch bedingt ist, dass dort zu wenig Sachkenntnis vorhanden ist. Da neben den ständigen Mitgliedern auch weitere Fachleute in die Unfallkommission einbezogen werden können, möchten wir anregen, dass vor allem in den Fällen, wo es um Belange von Radfahrenden geht, zukünftig ausgewiesene Fachleute, etwa vom ADFC, eingeladen werden.

Nach Auffassung von „Fahrradfreundliches Haaren“ ist eine „Rundum-Erneuerung“ des Kreisverkehrs „Auf der Hüls“ erforderlich, die durch eine klare vom Autoverkehr getrennte Radverkehrsführung für Sicherheit sorgt. Immerhin wird dieser Kreisverkehr durch seine Nähe zum Gewerbegebiet „Hüls“ stark befahren, und zwar von Pkw, Bussen und besonders von Schwerlastverkehr. Für viele Rad-Pendler ist er die tägliche Verbindung von Haaren in die südlichen Stadtteile. Für Neu-Radler ist der Kreisverkehr extrem unübersichtlich.

Letztlich muss dieser Kreisverkehr gesehen werden im Gesamtzusammenhang mit einer Verbesserung der Radinfrastruktur auf der Charlottenburger Allee und auf der Breslauer Straße, wo der nördliche Radweg schon seit Jahren gesperrt ist und der südliche in einem sehr schlechten Zustand ist.

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Eine Antwort zu “Der Kreisverkehr „Auf der Hüls“ – Es bleibt gefährlich”

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